Ursula Sewing: Bilder und Lyrik
DAPHNE
Als ich die lange dunkle Wendeltreppe
hinunter gestiegen war
ins Innere der Erde
und als ich durch niedrige
steinerne Gänge hindurch
dem sanften Licht in der Ferne
gefolgt war bis zum
Tempel der Göttin
und als sich die hohe schwere Felsentür
durch eine bloße Berührung von mir
geöffnet hatte
und ich hinein gegangen war
in den hohen runden Raum
und als ich in seine Mitte trat
und ihre Kraft und Ruhe in mich strömten
dass ich begann
mich im Tanz zu bewegen
langsam
und die Arme erhoben –
da wurde ich Daphne.
Daphne die
zum Baum wird um
dem Besitz eines andern zu entgehen
um bei sich selbst zu bleiben
und ihre Verletzbarkeit nicht preiszugeben –
und ich stand dort als Baum
und wuchs.
Und wuchs dem Licht entgegen
und bestimmte die Zeit
© Ursula Sewing